Pädagogische Schwerpunkte / Konzeption
Konzeptionelle Schwerpunktsetzungen auf Grundlage des BEP (Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan)
a) Selbstwahrnehmung
Kinder werden mit all ihren Fähigkeiten und Ressourcen als individuelle Persönlichkeiten wahrgenommen; ihre Sorgen und Fragestellungen werden ernst genommen. In Verbindung mit Naturerfahrungen im sozialen Kontext wird die Selbstwahrnehmung elementar gestärkt. Die Kinder können in Ruhe und/oder in Gemeinschaft mit anderen ihre Grenzen er-fahren und diese äußern oder für sich verarbeiten. Durch fachliche Beobachtung werden die kindlichen Reaktionen wahr- und aufgenommen und entsprechend rückgemeldet. Die situationsadäquate und zeitnahe Verarbeitung mit Hilfe positiver Unterstützung soll ein gesundes und stabiles Selbstwertgefühl aufbauen und fördern.
Positive Selbstkonzepte sind ein wichtiger Grundstein für die Weiterentwicklung im Rahmen der zunehmenden Durchsetzungsverantwortung des Kindes im Hinblick z.B. auf Schule und sozialem Umfeld. Positive Selbstkonzepte beziehen sich auf mehrere Ebenen: die Leistungsfähigkeit in unterschiedlichen Lernbereichen; mit anderen Personen zurechtzukommen; darauf, welche Gefühle man in bestimmten Situationen erleben und darauf wie fit man ist. Diese Bereiche wollen wir durch ein ganzheitliches pädagogisches Konzept, das sowohl kognitive als auch körperliche und soziale Kompetenzen anspricht, bedienen. Die Kinder können sich in allen Bereichen „erproben“ und nach ihren vorhandenen Ressourcen weiter entwickeln.
b) Motivationale Kompetenzen
(Autonomieerleben) Die Kinder sollen sich durch Ausprobieren in Form von an sie herangetragenen Aufgaben unterschiedlichster Art sowie durch interaktive Kommunikation selbst erleben und kennenlernen. Wahlmöglichkeiten durch die pädagogischen Fachkräfte im Tagesalltag unterstützen den Prozess der Autonomie. Durch entsprechende Verstärker, Rückmeldungen aus der Gruppe und eigener Wahrnehmung werden sie zu autonomen und selbstbestimmten Mitgliedern der Gruppe.
(Kompetenzerleben) Die Kinder können ihre Fähigkeiten und Ressourcen in verschiedenen Projekten, gemeinsamen Aktionen oder in stillen Arbeiten erproben und erfahren und werden im Rahmen der fachlichen Beobachtung in ihren Kompetenzen gefördert und bestärkt.
Damit lernen die Kinder ihre Selbstwirksamkeit einzuschätzen und trauen sich zu, diese im Rahmen von Gemeinschaft einzusetzen.
Innerhalb des Angebotes zur Reflexion (z.B. in Abschlussrunden oder auch als Einzelfeedback) können die Kinder ihre Fähigkeit zur Selbstregulation trainieren und festigen. Sie lernen, ihre emotionalen Empfindungen angemessen auszudrücken und entsprechendes positives Feedback innerhalb der Gruppe, bzw. im sozialen Kontext zu erhalten.
Grundsätzlich ist jedes Kind neugierig und Neuem gegenüber aufgeschlossen. Diese vorhandene Kompetenz gilt es durch entsprechende Anreize zu erhalten und weiter zu fördern. Die Möglichkeiten sind gerade aufgrund der Vielfältigkeit im Angebot gegeben - in der Natur gibt es so vieles zu entdecken!
c) Kognitive Kompetenzen
Eine differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit bildet die Grundlage von Denk- und Erkenntnisprozessen. Vor allem mit allen Sinnen zu erfahren fördert diese Fähigkeit im Besonderen. Die Kinder sollen mit ihrem Hör-, Tast-, Seh- und Riechsinn die Komplexität des Naturerlebens erleben und Merkmale und Vorlieben für sich erkennen.
Die Denkfähigkeit wird durch eine pädagogische Vielfalt im Angebot stimuliert. Dies kann durch Lernanreize im Rahmen kleinerer Bildungsangebote geschehen oder aber auch durch ein breites Lernfeld, das die Natur bietet. Die Neugierde wird jeweils vonseiten der Fachkräfte geweckt, bzw. aufrechterhalten, indem sie sich auf die jeweilige Entwicklungsstufe der Kinder einstellen. Sowohl Über- als auch Unterforderung schafft keine Anreize.
Das Gedächtnis lässt sich täglich durch verschiedene Angebote trainieren. Diese können spontan und frei passieren wie z.B. im Rahmen des Naturerlebens: Wege wieder finden, Gerüche wieder erkennen und Begriffen zuordnen etc. Aber auch angeleitete Aufgaben werden (altersgemäß) systematisch zum Gedächtnistraining eingesetzt. Die Kinder können sich Kenntnisse aneignen, die Erinnerung üben, indem sie z.B. Geschichten er- und Erlebnisse nacherzählen. Auch das Spiel darf an dieser Stelle nicht unterschätzt werden wie z.B. Memory.
Bis zu einem gewissen Grad lernen die Kinder eigene Problemlösefähigkeiten durch Ausprobieren, in der sozialen Interaktion, durch Feedback etc. Die fachliche Beobachtung ist hier entscheidend und gibt dann Hilfestellung, wenn nötig. Zunächst aber sind die eigenen Ressourcen ein wichtiger Faktor, dem Zeit und Raum gegeben werden muss.
Der kindlichen Fantasie und Kreativität sind zum einen innerhalb der räumlichen Einbettung keine Grenzen gesetzt. Gerade in der Natur lässt sich aus so vielen unterschiedlichen Materialien etwas herstellen, zum Spielzeug verwandeln. Dafür soll ausreichend „Freigeist“ gelebt werden, aber den Kindern auch fachlich und gezielt Anregungen zur Verfügung gestellt werden.
d) Physische Kompetenzen
Die Übernahme von Verantwortung für Gesundheit und Wohlbefinden lernen die Kinder aufgrund der Verortung in den natürlichen Kreislauf (z.B. Nahrungskette durch eigenen Gemüseanbau) sowie dem ökologischen und nachhaltigen Umgang mit der Natur im täglichen Tun und Erleben. Darüber hinaus erfahren sie in kleinen Lerneinheiten und gemeinsamen Aktionen wie z.B. Kochen den Unterschied gesunder zu ungesunder Ernährung.
Motorische Fähigkeiten werden vor allem durch Aktivitäten in der Natur ganz selbstverständlich trainiert und können durch entsprechende Angebote (z.B. Klettern, Schnitzen, Parcours) gezielt in unterschiedlichen Bereichen gefördert werden.
Körperliche Anspannung kann aufgrund der vielen Außenaktivitäten schnell reguliert und abgebaut werden. Die Kinder können in einem bestimmten, klar definierten Rahmen selbst entscheiden, ob sie ihrem Bewegungsdrang Raum geben (z.B. Freispiel drinnen und draußen).
e) Soziale Kompetenzen
Im täglichen Umgang miteinander sind soziale Kompetenzen eine unerlässliche Grundvoraussetzung, um förderliche Beziehungen aufzubauen und auch leben zu können. Die Kinder dürfen und müssen sich selbst ausprobieren in ihrer sozialen Interaktion, im Konfliktmanagement etc. Aufgrund unseres Leitbildes ist das Fachteam unbedingtes Vorbild hin-sichtlich eines von gegenseitigem Respekt geprägtem Umgang. Soziale Kompetenzen werden aber auch regelmäßig geübt in kleinen Rollenspielen, Erklären von sozialem Verhalten etc. Die Kinder erhalten immer Hilfestellung und Feedback, wenn sie selbst (altersgemäß) an ihre Grenzen stoßen, bzw. die fachliche Beobachtung eine Notwendigkeit erkennen lässt.
Im Rahmen des Miteinanders, des gemeinsamen Spiels und der sozialen Umgebung können die Kinder empathisches Verhalten, bzw. Empathie erfahren. Sie lernen Gefühlswelten von ihren „Mitspielern“ kennen und lernen, diese in die soziale Interaktion zu integrieren.
Durch eine kontinuierliche Kommunikation im Gruppengeschehen wird diese Fähigkeit vom Grundsatz ganz „natürlich“ trainiert. Allerdings kommt es dabei wieder auf die Vorbildfunktion an. Es ist uns wichtig, ei-ne „gute“ und förderliche Kommunikation mit den Kindern zu leben und zu üben. Durch unterschiedlichste Angebote wie Stuhlkreis, altersgemäße „Diskussionsrunden“, Hilfestellungen in Konfliktsituationen; Übungen anderer, z.B. nonverbaler Kommunikationsformen etc. wollen wir den Kindern eine der wichtigsten Kompetenzen für eine erfolgreiche Teilhabe an der Gesellschaft mit auf den Weg geben.
Die Kooperationsfähigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Baustein im Rahmen sozialer Kompetenzen. In gemeinsamen Aktivitäten und Projekten sollen die Kinder lernen, gemeinsam mit ihren „Kollegen“ in den Austausch zu kommen. Sie lernen dabei, sich abzusprechen und zusammen zu planen, bzw. mit anderen gemeinsam eine Aufgabe zu bewältigen. Das kann zum einen in der Natur vor Ort passieren, im Umgang mit den Tieren, beim gemeinsamen Kochen und Tisch decken, bei der Vorbereitung von Festen etc. Auch hier spielt das Vorbild des Fachteams eine zentrale Rolle. Kinder „schauen sich etwas ab“, d.h. das was sie im alltäglichen Umgang auch innerhalb des Pädagogischen Teams spüren und mitnehmen, werden sie in eigene Handlungskonzepte integrieren.
Zwischenmenschliche Konflikte gehören zum menschlichen Miteinander und treten im Kleinkindalter besonders häufig auf, da noch keine ausreichende Kompetenz zur Lösung vorhanden ist. Letztlich ist die Kita hier ein geeigneter Platz, Kompromissbereitschaft zu lernen. Eigene Interessen im Gruppengefüge einzubringen, sich aber auch auf andere Ideen einlassen zu können. Dies wollen wir fachlich moderieren, in Gesprächen rückmelden und das Ziel der gemeinsamen Aktion in den Vordergrund stellen. Konfliktmanagement ist eine alltägliche Herausforderung auch noch unter Erwachsenen. Insofern wollen wir dieses Thema nicht problematisieren und stattdessen mit der nötigen Sach- und Fachlichkeit den Kindern die Möglichkeit geben, sich in ihrem Umfeld auszuprobieren und ihre Erfahrungen gemeinsam mit ihnen reflektieren.
f) Entwicklung von Werten und Orientierungskompetenz
Kinder wünschen sich soziale Zugehörigkeit, insofern übernehmen sie Werte und Normen ihrer Bezugsgruppe. Diesen gilt deshalb ein besonderes Augenmerk in der pädagogischen Arbeit mit den Kindern.
Sie sind altersbedingt noch nicht zu einer moralischen Urteilsbildung fähig. Dies kann aus unserer Sicht nur im bewussten Aufgreifen von Interessensgegensätzen durch die Fachkräfte erfolgen und diesen im Rahmen von Vermittlung grundlegender ethischer Fragen begegnet werden. Die Kinder dürfen Fragen stellen und diese werden beantwortet - im Ein-zelnen oder im Gruppengeschehen. Nur so kann sich ein Wertekonzept in Verbindung mit gemeinsamem Handeln entwickeln.
Kinder gehen grundsätzlich unvoreingenommen auf andere Menschen zu. Dies ist eine besondere Fähigkeit von Kindern. Hier wollen wir ansetzen und diese Unvoreingenommenheit erhalten und weiter fördern. Den Kindern soll Offenheit gegenüber anderen Kulturen, Menschen mit besonderen Anforderungen etc. vorgelebt und vermittelt werden. Gerade im Hinblick auf die integrative Ausrichtung unserer Kindertagesstätte ist dies eine der wesentlichen Kompetenzbereiche.
Nicht weniger Augenmerk wird auf die Kompetenz „Sensibilität für und Achtung von Andersartigkeit und Anderssein“. Die Kinder lernen durch die Gestaltung eines gemeinsamen Alltags von Kindern mit und ohne Be-hinderung einen ganz natürlichen Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ressourcen. Die Behinderung rückt im gemeinsamen Spiel erfahrungsgemäß in den Hintergrund. Kinder verfügen über eine besondere Fähigkeit, auf unkonventionelle Art alle einzubinden, da das Ziel im Vordergrund steht. Hierbei erhält jedes Individuum seine für ihn machbare Aufgabe. Diese Kompetenz wollen wir durch Verstärkung und mit unserem vorgelebten Konzept der „Normalität“ weiter fördern.
g) Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme
Uns ist wichtig, dass die Kinder Verantwortung für das eigene Handeln erlernen und übernehmen. In den täglichen Lern- und Handlungsfeldern sehen wir im Rahmen unseres Konzeptes eine permanente förderliche Umgebung (Umgang mit Menschen mit besonderen Anforderungen, dem Umgang mit Tieren, dem nachhaltigen Umgang mit der Natur etc.). Aufgrund der integrativen Ausrichtung eingebettet in die tägliche Umgebung von Menschen mit Behinderung werden die Kinder ohne besondere Handlungskonzepte das Thema „Verantwortung anderen Menschen gegenüber“ in ihr Wertesystem integrieren.
h) Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe
Die Kindertagesstätte „steht in der besonderen Verantwortung, Kinder auf das Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten“ (BEP, Seite 53). Diese Verantwortung übernehmen wir gerne, indem wir den Kindern ein demokratisches Grundverständnis mit auf den Weg geben wollen. Wir ermöglichen ihnen Mitgestaltung und Mitsprache beim Bildungs- und Einrichtungsgeschehen und nehmen ihre Wünsche und Interessen ernst. Sie sollen lernen, ihre Bedürfnisse und Vorstellungen zu äußern und sind ihnen gleichzeitig bei der Konsensfindung behilflich.
Teilhabe und Demokratieverständnis bedeutet auch, dass man den eigenen Standpunkt einbringt und überdenkt. Dies kann aus unserer Sicht nur durch einen permanenten Gesprächsaustausch und gemeinsamen Abstimmungen erfolgen. Hierfür wollen wir uns Zeit nehmen und einen fachlich abgestimmten Rahmen bieten.
i) Lernmethodische Kompetenz
An dieser Stelle legt man bereits im Kindergarten-/Vorschulalter den Grundstein für schulisches und lebenslanges, selbst gesteuertes Lernen. Durch Methodenvielfalt und Lernanreize - verbunden mit der vorhandenen Neugier von Kindern wollen wir die genannten Basiskompetenzen wie Denkfähigkeit, Kreativität, Wertehaltungen, moralische Urteilsbildung, Verantwortungsübernahme, Kommunikationsfähigkeit entwickeln und fördern. Lernprozesse wollen wir so organisieren, dass Kinder diese bewusst erleben und mit anderen reflektieren können. Dabei ist ein differenziertes Angebot an Bildungsangeboten, Projekten und gemeinsamen Aktivitäten anzustreben, um sowohl Über- als auch Unterforderung zu vermeiden und jedem Kind auf seine Weise gerecht zu werden. Kinder lernen auch durch ihre Umgebung, ihre Erfahrungen, durch Vorbilder. Dieser Aspekt ist aus unserer Sicht im Bildungsprozess nicht zu vernachlässigen und benötigt Zeit und Raum - auch im Freispiel, in der Naturerfahrung und auch in der individuellen Zeit für sich selbst.
j) Widerstandsfähigkeit (Resilienz)
„Resilienz ist die Grundlage für positive Entwicklung, Gesundheit, Wohlbefinden und hohe Lebensqualität sowie der Grundstein für einen kompetenten Umgang mit individuellen, familiären und gesellschaftlichen Veränderungen und Belastungen“ (BEP, Seite 69).
Hier spielen aus unserer Sicht verschiedene Ebenen eine Rolle, die wir mit unserem Konzept bedienen können, um die Kindern gestärkt und „mit Rückgrat“ auf ihren weiteren Lebensweg zu schicken. Die Umsetzung unseres Leitgedankens der Selbstbestimmung, Autonomie sowie eines ganzheitlichen, ressourcenorientierten Bildungskonzeptes tragen hier einen ganz besonderen Stellenwert. Die Verbindung von Natur und Verantwortungsbewusstsein bezüglich der Integration aller Kinder mit ihren besonderen Fähigkeiten und Anforderungen trägt an dieser Stelle entscheidend bei. Das Individuum gestaltet den Alltag im Austausch mit und wird so mit seinen Wünschen und Bedürfnissen gehört. Nur so kann sich ein gesunder Selbstwert entwickeln und manifestieren. Jedes Kind hat seinen Platz und erhält den Raum und das Konzept, das es braucht. Dass dabei Regeln und Abstimmungen die Entwicklung eines Menschen positiv beeinflussen, indem sie Orientierung und einen verbindlichen Rahmen bieten, ist für uns ein Grundverständnis der pädagogischen Arbeit.