Pädagogische Schwerpunkte / Konzeption

paedagogikbild

Die Pädagogik in MIRA orientiert sich an den Grundsätzen von Emmi Pikler. Diese beinhalten insbesondere die "freie Bewegungsentwicklung", die "achtsame Pflege" und das "selbstbestimmte freie Spiel".

Freie Bewegungsentwicklung bedeutet, dass das Kind sich in seinem eigenen Rhythmus entwickelt und ihm möglichst keine Entwicklungsschritte vorweg genommen werden sollen. Im Krippenalltag heißt das, dass wir warten, bis sich ein Kind von selber dreht, sich selbst aufsetzt, aufsteht, geht, usw. Die Kinder werden durch eine gestaltete Umgebung mit verschiedenen Materialien und Bewegungselementen angeregt und motiviert, jedoch werden die Bewegungsabläufe nicht absichtlich forciert. Die Entwicklung der Kinder in allen Bereichen wird von unserem Personal täglich beobachtet und dokumentiert. In der Vorbereitungszeit, in Teamsitzungen und Elterngesprächen werden diese Beobachtungen auf Basis der schriftlichen Dokumentation ausgewertet und analysiert. Zur Beobachtung und Dokumentation der Entwicklung von Kindern, insbesondere zu den Beobachtungsmethoden sprachlicher Entwicklung verwenden wir vor allem "Kuno Bellers Entwicklungstabelle" (Autor: Simone Beller) und die "Meilensteine der frühkindlichen Entwicklung" nach R. Michaelis.

Die achtsame Pflege sieht vor, dass das Kind immer, in möglichst großem Umfang am Geschehen beteiligt wird. Es soll die Erfahrung machen, dass nicht etwas mit ihm geschieht, das es nicht beeinflussen kann, dass es nicht ohnmächtig ist, sondern Mitbestimmer über das Geschehen. Zugleich sollen dem Kind damit erforderliche Vorgänge vertraut gemacht und sukzessiv eigenverantwortlich übernommen werden. Konkret heißt das, dass dem Kind immer mitgeteilt wird, was mit ihm geschieht, sämtliche Handlungsschritte werden verbal begleitet. Soweit das Kind dazu in der Lage ist, wird es an den Handlungen beteiligt, z.B. Windel aufmachen; Po hochheben; Arme/Beine hineinschieben/ herausziehen; Hose selbst runter/hochziehen; usw. So bald das Kind es selbst möchte, darf es die Toilette ausprobieren.

Besonders wichtig im Kontext der Pflege ist Bindung und Beziehung. Gerade diese sensible Situation ermöglicht den Pädagoginnen in intensivem Einzelkontakt mit dem Kind Bindung und Beziehung zu stärken. Bei der täglichen Pflege kann die Pädagogin durch Blickkontakt, Einzelgespräche, kleine Spiele, singen usw. in direkte Interaktion mit dem Kind gehen und so die Beziehung zu ihm intensivieren.

Selbstbestimmtes freies Spiel bedeutet, dass das Kind nicht bespielt wird. Es wird angeregt, sich selbst mit den vorhandenen Spielsachen und Materialien zu beschäftigen. Dies geschieht vor allem durch den Aufforderungscharakter des Materials und der Raumgestaltung. Aufgabe der Pädagoginnen ist es nicht, dem Kind immer wieder etwas neues zu geben und es mit Material und Möglichkeiten zu überfrachten, sondern zu beobachten, was das Kind interessiert und entsprechend ausgewähltes Material zur Verfügung zu stellen. Je jünger die Kinder, desto überschaubarer muss die Umgebung und das Material sein (eine Decke, um darauf zu liegen, ein Tuch, ein Ball). Größere Kinder brauchen dann differenzierteres Material und vor allem auch Spielgefährten mit denen sie gemeinsam spielen und forschen können. Die Kinder regen sich dann gegenseitig an, sind einander Vorbild und gehen zunehmend auch in die Interaktion ein.

PARTIZIPATION

Das freie selbstbestimmte Handeln, Beteiligung und Partizipation der Kinder soll aber auch im ganzen übrigen Krippenalltag sichtbar werden. Kinder helfen so weit wie möglich mit beim Aus- und Anziehen; beim Tisch decken; beim Aufräumen; Essen soweit wie möglich selbständig; nehmen sich Essen und Trinken selbst; entscheiden was sie wollen und was nicht; setzen sich selbst hin und stehen auf; waschen sich selbständig die Hände usw.

Kinder werden in ihren Bedürfnissen ernst genommen und in Entscheidungen mit einbezogen. Die Pädagoginnen versuchen mit größtmöglicher Feinfühligkeit die Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen und zu berücksichtigen. Evtl. "Fehlverhalten" wird sorgfältig auf Ursachen hin beobachtet und diese ggf. geändert.

EINGEWÖHNUNG

Um allen Bedürfnissen und Belangen der Kinder nachzukommen, ist es wichtig, eine feste und stabile Bindung zwischen Elternund Kind, sowie Personal und Kind aufzubauen. Die Grundsteine hierfür werden bei einer sanften Eingewöhnung gelegt.

Die sanfte Eingewöhnung umfasst vier Phasen, in denen das Kind die Kita und die anderen Personen kennenlernt, mehr Sicherheit in der neuen Umgebung gewinnt und Vertrauen zu den neuen Bezugspersonen fasst und schließlich die vorübergende Trennung von den Eltern schafft.

1. Kennenlernphase

In den ersten Tagen der Eingewöhnung findet die Kennenlernphase statt. In dieser Zeit kommt ein fester Elternteil mit dem Kind in die Gruppe und bleibt mit ihm gemeinsam etwa eine Stunde. Mama oder Papa bleiben an einem festen Platz und bieten ihrem Kind dadurch Sicherheit und einen Rückzugsort.

Erste Kontaktaufnahmen zu anderen Kindern und dem Gruppenpersonal gehören ebenso zur Kennenlernphase, wie die Einführung in den Tagesablauf. Pflegerische Situationen werden in dieser Zeit immer gemeinsam mit dem Elternteil begangen. Dies bietet den Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit, einen persönlichen Zugang zum Kind zu bekommen und eine Beziehung aufzubauen.

2. Sicherheitsphase

Ist das Kind über längere Zeit ins Spiel vertieft, ohne Kontakt zum Elternteil zu suchen, ist der Zeitpunkt für den ersten Trennungsversuch gekommen. Dabei verabschiedet sich der Elternteil vom Kind, um die Trennung zu signalisieren und verlässt dann für einige Minuten den Gruppenraum. Es kann sein, dass das Kind zunächst weint, denn Abschiede bedeuten oft Trauer.

Entscheidend ist, ob sich das Kind von den Erzieher/innen und Kinderpfleger/innen schnell trösten lässt. Gelingt dies, ist die Eingewöhnung geglückt, denn das Kind hat Vertrauen gefasst und kann Trost und Nähe von der neuen Bezugsperon annehmen. Wichtig ist, dass das Elternteil während der ersten Trennungsversuche in der Kita bleibt, damit es immer schnell erreichbar ist.

3. Trennungsphase

Nachdem Kind und Elternteil spüren, dass die kurzen Trennungen leichter werden, kann der nächste Schritt gewagt und die Kita verlassen werden. Auch dann muss das Elternteil erreichbar bleiben, falls das Kind es vermisst. Auch ausgemachte Abholzeiten müssen eingehalten werden, um dem Kind Sicherheit zu geben.

Gelingen die Trennungen, wird der Trennungszeitraum immer länger und die Zeit mit Elternteil gemeinsam in der Krippe kürzer. Das Kind beginnt, den Tagensablauf mit Spielen, Wickeln, Essen und Schlafen ohne das Elternteil zu bewältigen und kann hierbei auf die Zuwendung, das Interesse und die Einfühlsamkeit der Erzieher/innen bauen.

4. Schlussphase

Jetzt ist der größte Teil der Eingewöhnung geschafft. Das Kind bleibt über mehrere Stunden alleine in der Kita und hat Vertrauen zum Personal. Vielleicht hat es auch schon Spielkameraden gefunden und freut sich auf den Kitabesuch.

Dann ist der Moment gekommen, das Kind direkt an der Gruppentür abzugeben und zur gewohnten Zeit abzuholen. Auch jetzt kann es immer nochmal schwer werden. Auch Kinder haben manchmal einen „schlechten Tag“, haben schlecht geschlafen oder wären einfach lieber mit Mama oder Papa zuhause.

An diesen Tagen gilt es, die Kinder zu stützen und ihnen Sicherheit zu vermitteln. Auch die Erzieher/innen werden alles tun, damit sich das Kind wohlfühlt. Meist beruhigen sich die Kinder ganz schnell wieder und können den Tag gut gelaunt bewältigen. In der letzten Phase der Eingewöhnung wird das Vertrauen zueinander besonders vertieft. Doch für das Kind werden die Eltern immer die Nummer Eins bleiben.

BILDUNGSGERECHTIGKEIT

Ein weiterer Schwerpunkt in MIRA ist die Umsetzung von Bildungsgerechtigkeit. Kindern aus armen und bildungsfernen Familien sollen Möglichkeiten geboten werden, die sie in ihren Familien nicht erhalten (können).

Die Gerechtigkeit herzustellen und inklusiv zu arbeiten - in dem wir die betroffenen Familien unterstützen, begleiten und ein vielfältiges Freizeitangebot ermöglichen. Dazu erhalten die Familien Beratung, Anregung und finanzielle Unterstützung (BuT Gutscheine) für den Besuch von Museen, Tiergarten, Schwimmbäder, Theater usw. In der Einrichtung werden Familienausflüge und musikalische Früherziehung organisiert. Ein erweitertes Beratungs -und Gesprächsangebot (Unterstützung in allen Lebenslagen, Entwicklung und Erziehung der Kinder, Anträge, konkrete Problemlösungen...) wird durch den Fachdienst realisiert. Auch eine Begleitung zu Terminen (wie Kinderarzt, Ämter usw.) ist nach Absprache mit dem Fachdienst möglich.

In der Einrichtung werden Lernmaterialien zusammen gestellt, unsere Familien können sich Bücher und Spiele für zu Hause ausleihen. Außerdem existiert in jeder Gruppe eine Kiste mit einem umfangreichen Fundus an Wechselkleidung. Für die Mitarbeiterinnen wird eine umfangreiche Fachbibliothek zusammen gestellt, sowie einschlägige Teamfortbildungen organisiert.

WIR SIND "SPRACHKITA"

Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ förderte bis Juni 2023 das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) alltagsintegrierte sprachliche Bildung in der Kindertagesbetreuung. Schwerpunkte sind sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik sowie Zusammenarbeit mit Familien. Die Teams in den Sprach-Kitas werden durch zusätzliche Fachkräfte verstärkt. Eine zusätzliche Fachberatung begleitet die Fachkräfte sowie die Kitas in ihrer Qualitätsentwicklung. Aktuell wird unsere Einrichtung aus dem Sprachkita Folgeprojekt des bayerischen IFP gefördert.