Tagesablauf
Empfang der Kinder
- Jedes Kind wird innerhalb der Bringzeit individuell von den Fachkräften oder dem Elterndienst empfangen. Es gibt die Möglichkeit eine kurze Information über die Befindlichkeit des Kindes mitzuteilen. Somit wird die persönliche Situation des Kindes erkannt und in den Tagesablauf integriert.
- Beispiel: "Wir haben uns heute morgen schon ziemlich gestritten." Oder "Susanne ist gestern sehr spät eingeschlafen, sie ist noch sehr müde."
- Der Abschied von den Eltern findet entsprechend den Bedürfnissen des Kindes statt. Bei der Ablöse von den Eltern, also bei der Einführung des Kindes in die Kiste gilt der gleiche Grundsatz.
- Beispiel: Wenn das Kind noch ängstlich ist, kann das Elternteil, das es in die Kiste bringt länger bleiben.
Gezielte Gruppenaktion
- Vor dem Frühstück und Mittagessen finden regelmäßig "Kreise" statt, in denen für die Kinder die Möglichkeit besteht, sich als Gruppe wahrzunehmen.
- Hier erleben die Kinder neue Formen der Begegnung, durch gemeinsame Spiele, Gespräche und Austausch, Lieder, Tanz, Rhythmische Übungen etc. Die Kinder können in diesem Kreis ihre Anliegen und Meinungen, wie auch Änderungsvorschläge, einbringen.
- Beispiel: Felix sagt: "Ich möchte heute ganz viel spielen und nicht schon wieder an meiner Laterne weiter basteln"
- Tom berichtet: "Gestern war ich angeln mit meinem Papa, und der hat einen ganz großen Fisch gefangen. Ich mag Fische. Können wir uns nicht hier in der Kiste ein Aquarium anschaffen?"
- Als weitere Form einer gezielten Gruppenaktion werden auch Projekte angeboten, die je nach Thema inhaltlich gestaltet werden. Neben vorgegebenen Themen entstehen auch Themen aus der Gruppensituation oder dem Jahreskreis. Diese werden mit den Kindern gemeinsam besprochen, geplant und ausgeführt.
- Beispiel: Nach einem Ausflug in den Marienbergpark bemerken die Kinder, dass dort viel Müll herumliegt. Das Thema Müll wird von den Fachkräften und Eltern aufgegriffen und ein Projekt daraus entwickelt. Folgendes wird unternommen: Müll sammeln im Park, den Müll trennen, Bücher über Müll lesen, Besuch bei der Müllverbrennung in Nürnberg, Aktion mit einer Kunstpädagogin - "Was kann man aus Müll alles machen!?"
- Das Projekt geht ca. sechs Monate lang.
- Die Gruppe arbeitet gemeinsam oder in Kleingruppen an bestimmten Themen, wodurch die Kinder sich als Gruppe erleben und wahrnehmen, sie ihr eigenes Gruppengefüge überblicken und ein Wir - Gefühl entwickeln.
- Während des Gruppengeschehens existieren bestimmte mit den Kindern ausgearbeitete Regeln, die flexibel gehandhabt werden. Die Kinder werden angehalten die individuellen Grenzen der anderen, auch der Erwachsenen zu akzeptieren
Gezielte Beschäftigungen
- Im Gegensatz zu den gezielten Gruppenaktionen sind hierbei nicht unbedingt alle Kinder beteiligt. Die Beschäftigungen ergeben sich aus den Bedürfnissen und den Ideen der Kinder, sowie den individuellen Beobachtungen der Fachkräfte.
- Bei den Beschäftigungen werden die Kinder nach Altern, Neigung, Fähigkeiten und Wünschen eingeteilt.
- Beispiel: Ein Frühjahrsfest für die Eltern soll vorbereitet werden. Die Kinder machen Einladungen für die Eltern. Jedes Kind macht die Einladung so, wie es die Möglichkeiten hat und was es gerne machen möchte. Alle Einladungen sehen unterschiedlich aus!!!
- Weiterhin können die Fachkräfte und die Eltern während einer Beschäftigung den Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes beobachten.
- Zur gezielten Förderung werden die Kinder aber auch zu Aktivitäten motiviert und angehalten, die nicht ihren Wünschen entsprechen, für ihre Entwicklung aber notwendig sind.
- Bei den Arbeiten der Kinder ist die Entstehung und individuelle Gestaltung ebenso wichtig, wie das Ergebnis und wird gleich gewürdigt.
- Beispiel: Lina hat keine Schnecke aus Ton gemacht, sondern einen Ball. Für Sandra war dies jedoch von ihrem Entwicklungsstand her genauso anstrengend eine Kugel zu formen, wie für die anderen eine Schnecke aus Würstchen zu machen.
- Den Kindern wird wenig vorgefertigtes Material bereitgestellt, um ihre eigene Kreativität nicht einzuschränken. Es wird wenig mit Schablonen gearbeitet.
Freispiel
- Das Freispiel hat in der Kiste einen sehr hohen Stellenwert, da den Kindern dabei viel Raum geboten wird, für den sie selbst Verantwortung übernehmen. Innerhalb eines bestimmten Rahmens können sie Räume selbst gestalten und ihr eigenes Können erfahren und austesten. Weiterhin bietet ihnen das Freispiel ein großes Lernfeld, um gemeinsam mit den anderen Kindern im Spiel soziales Verhalten zu erlernen. Auch können die Kinder vor allem im Freispiel ihre sozialen Kontakte erproben und erweitern.
Somit bietet das Freispiel den Kindern Raum für
Selbständigkeit:
Die Kinder wählen selbständig aus wann, wie, was sie mit wem spielen.
Beispiel: Marion, Sabine und Max spielen den ganzen Vormittag in der Puppenecke. Nils weiß nicht so genau was er tun soll. Er fragt eine Erzieherin, ob er beim Kochen helfen darf. Hannah und Natalie spielen arme Kinder und haben ihr Lager im Garten aufgebaut. Keiner darf da jetzt rein. Simone und Sebastian machen ein Spiel......
Die Kinder beschaffen sich das Material, das sie brauchen selbstständig. Sie holen es sich oder fragen die Fachkräfte oder Eltern.
Durch selbständiges Handeln übernimmt das Kind Verantwortung für sich selbst und für andere. Die Fachkräfte achten darauf, dass das Kind dabei nicht überfordert wird. Gleichzeitig wird durch selbständiges Handeln das Selbstbewusstsein gefördert.
Konfliktfähigkeit:
Die Kinder werden angehalten ihre Konflikte selbst zu lösen. Wenn es nötig ist bietet die Fachkraft Hilfestellung. Die Fachkräfte beobachten die Konflikte sehr genau und greifen ein, wenn ein Kind unterlegen oder gefährdet ist.
Die Kinder lernen dadurch eigene Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen und auszudrücken.
Die Kinder setzen sich mit den Bedürfnissen der anderen Kinder auseinander. Je nach Situation lernen sie sich durchzusetzen oder sich auf einen Kompromiss einzulassen.
Sozialverhalten:
Freundschaften entstehen und werden erprobt.
Im Freispiel entstehen oft Rollenspiele, in welchen die Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen und somit die verschiedenen Möglichkeiten von sozialem Verhalten spielerisch erproben können.
Kinder sind anderen gegenüber hilfsbereit
Beispiel: Susanne fällt hin und weint, Miriam hot die Erzieherin. Durch diese Verhalten zeigt Miriam, dass sie Susanne helfen will und zugleich übernimmt sie Verantwortung für Susanne.
Förderung von Individualität und Kreativität:
Die Kinder wählen sich entsprechend ihrer Fähigkeiten, Bedürfnisse und Stimmungen eine Beschäftigung aus.
Die Fachkräfte übernehmen beim Freispiel hauptsächlich die Rolle der Beobachter, bei Bedarf greift sie aktiv ein oder gibt Hilfestellung.
Beispiel: Jochen und Simon spielen Indianer. Jochen kommt auf die Idee ein Zelt zu bauen. Sie merken bald, dass sie es alleine nicht schaffen. Sie fragen eine Erzieherin, ob sie ihnen hilft. Die Erzieherin unterstützt die beiden mit Material, Ideen und auch bei der Ausführung, wenn sie es nicht alleine schaffen.
Beobachtet wird das einzelne Kind bezüglich seiner sozialen Fähigkeiten, Interessen, seines Entwicklungsstandes und seiner Stellung in der Gruppe.
Essensituation
- In der Kiste achten wir auf bewusste und vollwertige Ernährung. Die Eltern wechseln sich in der täglichen Zubereitung des Essens ab. Die Zutaten hierfür werden von ihnen selbst besorgt, somit übernehmen sie die Verantwortung für die Qualität der eingekauften Lebensmittel.
- Die Kinder haben die Möglichkeit aktiv an der Vorbereitung des Essens mitzuwirken, z.B. Tisch decken, Obst für das Frühstück schneiden. Dadurch übernehmen sie Verantwortung für die Gestaltung der Essensituation.
- Durch das gemeinsame Essen mit den Fachkräften und dem jeweiligen Elterndienst erleben die Kinder ein festes Ritual, das ihnen auch Orientierung im Tagesablauf bietet.
- Dieses Ritual besteht aus bestimmten Bräuchen (z.B. sich gegenseitig einen guten Appetit wünschen) und Regeln (z.B. beim Essen sitzen bleiben und nicht mit dem Essen spielen) und soll in einer positiven Atmosphäre in der Gemeinschaft der Gruppe erlebt werden.
- Das Essen bietet Raum für viele spontane Gespräche zwischen den Kindern untereinander und zwischen den Fachkräften und den Kindern.
- Im Anschluss an das Mittagessen muss sich jedes Kind die Zähne putzen.
Mittagsruhe
- Die Mittagsruhe ist eine feste Zeit nach dem Essen, in der die Möglichkeit besteht, sich zurück zu ziehen, zu entspannen oder zu schlafen, um sich von den Geschehnissen des Vormittages zu erholen. Sie wird je nach Bedürfnislage der Kinder gestaltet. Es werden Geschichten erzählt, Bücher gelesen, Hörspiele gehört oder Entspannungsübungen angeboten. Den Schulkindern ist es freigestellt, ob sie an der Mittagsruhe teilnehmen oder sich im Garten austoben.
Außenaktivitäten
- Neben Aktivitäten, wie Theater, Kino, Konzerte oder der Besuch anderer Institutionen, wird in der Kiste sehr darauf geachtet, dass die Kinder nicht nur ihre Einrichtung, sondern auch ihr Umfeld erforschen können.
- Beispiel: "Uns fehlt noch ein Brot fürs Frühstück, wer geht kurz mit mir zum Bäcker?" fragt eine Erzieherin die Kinder.
- Julia und Thomas basteln einen Dinosaurier aus Pappe. Am Ende wollen sie ihn noch grün anmalen. Aber die Farbe reicht nicht. Eine Erzieherin geht mit den beiden ins nächste Bastelgeschäft und kauft grüne Farbe.
- Die Kinder gehen fast täglich raus, auch bei Regen, Schnee und Kälte. Sie brauchen Bewegung und frische Luft.
- Das Umweltbewusstsein der Kinder wird durch das alltägliche Erfahren ihrer Umwelt gefördert. Naturerfahrungen sind für die Kinder somit in den Alltag eingebaut und werden nicht als etwas Außergewöhnliches von ihnen erlebt.
- Die Kiste im Forsthaus arbeitet mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) zusammen. Dadurch können spezielle Angebote zur Umweltpädagogik für die Kinder erarbeitet und durchgeführt werden, insbesondere für die Hortkinder.
Es wird von den Fachkräften darauf geachtet, dass die Kinder draußen viele Körpererfahrungen machen können, durch die sie ihren Körper besser wahrnehmen und viel direkten Kontakt mit Naturelementen (Erde, Matsch, Wasser.....) kommen.
Hausaufgabenbetreuung
Die Kiste bietet die Möglichkeit der Hausaufgabenbetreuung. Zeit und Umfang wird mit den Kindern und Eltern geregelt. Eine Fachkraft oder ein Elterndienst ist für die Aufsicht und Hilfestellung während der Hausaufgabenzeit zuständig.